Call for Papers

CfA: Internationale Fachpublikation: Fluidität.bildet

/ 4. April 2018

Nach den Tagungen „Migration bildet – Migration educates” und „Exil bildet – Leçons d’exil“, die 2017 und 2018 zu Fachpublikationen im Nomos- und Wochenschau-Verlag führten, fokussiert dieser Call der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig (HProf. Manfred Oberlechner, HProf. Robert Schneider) speziell auf die Frage von „Fluidität in Bildungsprozessen“ und wird in eine entsprechende Fachpublikation im Programm des Nomos-Verlages im Frühjahr 2019 münden.

Der Begriff „Bildung“ verweist diesbezüglich auf die Auseinandersetzung von bildungsrelevanten Themen von Subjekt und Umwelt bzw. auf die dabei stattfindenden Verhältnis- und Grenzsetzungen und hier speziell auf die Frage nach dem „pädagogischen Fluid“ einerseits und der Fluidität als Eigenschaft erziehungswissenschaftlicher Prozesse andererseits. Wenn Bildung „fluide“ gedacht wird, lässt sich diese nicht als festes Kapital im Prozess stetigen Machtzuwachses nutzen:

Was fluide ist, kann nicht kumuliert werden: Ist diese Fluiditätsthese zur Bildung möglicherweise die Chance auf eine Entkapitalisierung von Bildung und einen Ausgang von der Verwertungs- und Wachstumslogik? Wie kann eine Wissensgesellschaft gedacht werden, die sich selbst „fluide“ begreift? Und: Worin unterscheidet sich eine positiv bewertete Fluidität von der Sennett’schen (1998) Flexibilität und der von ihr ausgehenden Gefahr für die personale Identität?

Gerade die Thematisierung von Identitätsprozessen vor dem Hintergrund fließender Übergänge und dialektischer Denkfiguren bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte an gesellschaftswissenschaftliche Klassiker. Mit Mead (1934/1968) und dessen „Sozialität“ kann beispielsweise die Frage nach möglichen (sozialen) Ordnungen und ihrer Zeitlichkeit bei Anerkennung verschiedener Perspektiven und deren Übergänge gestellt werden. Damit eröffnen sich Verbindungen zum Konnex von gesellschaftlichen Prozessen und der Identitätsbildung von Subjekten – Meads I and me – sowie darüber hinaus zu Betrachtungen sozialer Handlungsfelder im Sinne Bourdieus (1972/2009).

Mit Bauman (2003) lässt sich zudem gegenwartskritisch(er) anschließen und die Fluidität sozialer Strukturen als Flüchtigkeit und Verlust deuten. Freiheit wird in dieser Diagnose verfehlt und als Beliebigkeit erfahren und artikuliert, ohne Konnex zu möglichen Ordnungen – mit Folgen im Hinblick auf die Idee von Bildung: Der moderne Bildungsbegriff kann vor diesem Hintergrund als Wachstumsdenken und „verzweifelter“ Versuch der Orientierung gedacht werden. Wenn Bildung als bloße Bildungsakkumulation im Subjekt aufgefasst wird, kann Fluidität als Bedrohung für das Subjekt erlebt werden. Es geht ihm um die Angst vor dem Bildungsverlust. Um ihr zu entrinnen, werden das unbeherrschbare, unüberschaubare, grenzenlose und geheimnisvolle Bildungswissen und somit auch fluid-imponderable Arten von Bildung unterdrückt – und damit die Chance, zu erfahren, was (zeitweiser) Bildungsverlust in Bildungsprozessen bedeuten könnte. In diesem Sinne orientiert sich der Call an dieser Grundfragestellung. Mögliche Stränge in der Diskussion sind dazu Spannungsfelder und Wechselspiele zwischen:

  • Bildungsprozess und Fluidität
  • Fluidität und Autonomie
  • Fluidität und Selbstfindung/Selbstauflösung
  • Fluidität und Mündigkeit
  • Fluidität und Bewußt-/Unbewusstheit

Fluidität und Differenz, Intersektionalität und Transkulturalität

Der Ansatz dazu ist ein multiperspektivischer, der sowohl erziehungswissenschaftliche, bildungssoziologische, bildungspsychologische, psychoanalytische, historische, sozialphilosophische, literarische, sprachwissenschaftliche, als auch künstlerische Aspekte umfassen soll. Es ist erwünscht, dass die behandelten Themen mit folgenden Vorschlägen vereinbar sind:

  • Das Fluid selbst wird in seiner Eigenschaft in den jeweiligen Kontext eingebettet.
  • Die Konstruktion der Fluidität als Eigenschaft eines Prozesses wird dargelegt.
  • Herausarbeitung der impliziten oder expliziten normativen Position von Fluidität und allfälliger (moralischer) Konsequenzen.

Einreichungsmodalitäten:

  • Einreichschluss für Abstracts ist der 30. April 2018 (max. 500 Wörter)
  • Thematische Zuordnung des Abstracts zu einem der oben aufgezählten Themenbereiche
  • Mögliche Publikationssprache: Deutsch
  • Abstracts an robert.obermair@phsalzburg.at

Ihren Abstract bitte mit Berufsbezeichnung(en), Forschungsschwerpunkt(e), Institution und Ort der beruflichen Tätigkeit, außerdem Ihrer persönlichen Adresse, Telefonnummer und Email- Adresse versehen.

Konkreter Zeitplan:

bis 15.5.2018: Zu-/Absage nach dem Peer-Review-Prozess

30.11.2018: Ende der Abgabefrist für die einzelnen Buchbeiträge

im Frühjahr 2019: geplanter Erscheinungstermin der Fachpublikation im Nomos-Verlag (Hrsg. Manfred Oberlechner, Robert Schneider)