Momentum Quarterly

/ 16. Juni 2023

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“)  Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.


Präferenzen für Arbeit und Freizeit: Ist das Arbeitsangebot eine Funktion dessen, was Arbeitnehmer:innen bevorzugen?

von Patrick Kaczmarczyk, Andrew Bell

Die Annahme, dass individuelle Nutzenmaximierung das individuelle Arbeitsangebot bestimmt, steht im Mittelpunkt der neoklassischen Arbeitsmarkttheorie und inspirierte eine ganze „culture of leisure“ Literatur, die unterschiedliche Niveaus der Beschäftigung mit individuellen Präferenzen erklärt. In dieser Studie verwenden wir Daten aus den World und European Value Surveys, um zu prüfen, ob die individuellen Präferenzen für Arbeit und Freizeit mit der individuellen Situation der Beschäftigung in Zusammenhang stehen. Wir verwenden ein Multilevel Logit-Modell, um diese These auf der extensiven Marge, d. h. der Wahrscheinlichkeit, dass eine Person erwerbstätig ist, und der intensiven Marge, d. h. dem Angebot der Arbeit (Vollzeit vs. Teilzeit) zu testen. Wir stellen fest, dass es keinen Zusammenhang zwischen den individuellen Präferenzen und der Beschäftigung gibt, weder auf der extensiven noch auf der intensiven Marge. Die Auswirkungen der durchschnittlichen Arbeits- und Freizeitpräferenzen auf Länderebene sind durchwachsen. Insgesamt deutet unsere Studie daher darauf hin, dass Arbeitslosigkeit ein institutionelles Problem ist und weniger ein Ergebnis individueller Präferenzen.


Schlagworte: Beschaeftigung; Arbeitslosigkeit; Nutzenmaximierung; Arbeitsmarkt; Kultur


Kollektive Interessenvertretung an Universitäten im Spannungsfeld betrieblicher Personalpolitik und Ansprüchen aus der Belegschaft

von Angelika Schmidt, Angela Wegscheider

Der Beitrag zeigt die Veränderungen der Arbeitsbeziehungen an österreichischen Universitäten mithilfe einer Mehrebenenanalyse auf und diskutiert Handlungsoptionen für die kollektive Interessenvertretung der Beschäftigten. Die Ergebnisse zeigen, universitäre Karrierewege werden beschränkt durch das UG 2002, unternehmerisch agierende Rektorate und normative Vorstellungen. An Universitäten arbeiten stratifizierte in der Zusammensetzung oft wech Belegschaften, begleitet von niedriger Identifikation mit der kollektiven Interessenvertretung. Dabei fordern die Mitarbeiter:innen von dieser die Sicherstellung von transparent zugänglichen und planbaren Karrieremodellen.


Schlagworte: Kollektive Interessenvertretung; Universität; Mehrebenenanalyse; Personalstruktur; Karriere


Globale Ideen gegen Rassismus: Von der Ideenreise zur digitalen Zukunftswerkstatt

von Albert Denk, Hanna Suh, Robel Abay, Jotaro Kato

Im Rahmen des Projekts „Global ideas against racism“ haben wir die Methode der Zukunftswerkstatt in das Feld der Antirassismusarbeit übertragen. Die Methode umfasst einen dreistufigen Prozess der Problemanalyse, Utopie- Entwicklung und der Konkretisierung eines Umsetzungsplans. Zu den drei Innovationen dieses Projekts gehören die Anwendung dieser Methoden in einem neuen Arbeitsbereich, die globale Ausrichtung und der Ansatz einer egalitären, reflexiven Wissensproduktion. In dieser Forschung reflektieren wir kritisch die Machtverhältnisse in der akademi- schen Wissensproduktion über Rassismus und geben als Konsequenz die Deutungsmacht an die Teilnehmer*innen ab. Dabei geht es um die Zusammenstellung verschiedener Problemfelder innerhalb des Phänomens Rassismus, die nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern parallel zueinanderstehen. Dies kann als eine kollektive Strategie des Verständnisses der verschiedenen Formen von Rassismen interpretiert werden. Zusammenfassend erwies sich die Anwendung der Methode als besonders fruchtbar, vor allem in der hybriden Anwendung, die auch Workshops vor Ort einschließt.


Schlagworte: Antirassismus; Zukunftswerkstatt; Partizipation; Global; Digitale Intervention


(Re-)Produktion von Differenz an schweizerischen Fachhochschulen? Sozialarbeiterische und pädagogische Bildungsfelder im Lichte differenzkritischer Perspektiven

von Maritza Le Breton, Andrea Blaser, Carolina Toletti, Susanne Burren

Vorliegender Beitrag beleuchtet Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „(Re-)Produktion von Differenz in der Hochschul- und Berufsausbildungspraxis“, das in der Deutsch- und Westschweiz durchgeführt wurde. Während die Gestaltung und Praxis der Hochschuldidaktik und das erwachsenenbildnerische Handeln in der Hochschullehre bereits gut untersucht sind, sind Fokussierungen auf die Perspektive von Lehrenden seltener anzutreffen und stehen im Hinblick auf die Reproduktion von Differenzverhältnissen wie auch zur Frage einer differenzreflexiven Lehre noch weitgehend aus. Das Interesse des Beitrags gilt dem Vorhaben, inwiefern Hochschullehrende an Fachhochschulen und Praxisaus- bildende an der Herstellung resp. (Re-)Produktion von Differenzverhältnissen aufgrund von Migration beteiligt sind. Weiter befasst sich der Beitrag mit der Frage nach einer differenzsensiblen Hochschullehre sowie Praxisausbildung, die in der Lage sind, Dekolonialität an der Hochschule institutionell mitzudenken. Postkoloniale und differenzkritisch inspirierte Analyseperspektiven verdeutlichen, dass historisch gewachsene (koloniale) Macht- und Herrschaftsverhältnisse in hochschulischen – z. B. sozialarbeiterischen und pädagogischen – Bildungs- und Handlungsfeldern kaum hinterfragt werden.


Schlagworte: Differenzverhaeltnisse; Migration; (Fach-)Hochschullehre; Diversitaet; (Fach-)Hochschullehrende; Praxisausbildende