Momentum Quarterly

/ 9. Dezember 2023

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“)  Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

 

Nachhaltige Arbeit in Europa: Sozialökologische Transformation von Arbeit und Impulse aus der Pandemie

von Sebastian Brandl & Ingo Matuschek

In der Coronapandemie haben der Staat und seine Institutionen eine enorme Handlungsfähigkeit bewiesen. Binnen weniger Tage und unter Verkürzung üblicher Konsultations- und Abstimmungsverfahren wurden die Folgen der Krise für die Gesundheit der Bürger:innen und des Lockdowns für Betriebe, Beschäftigte und Regionen aufgefangen, zum Teil unter Anwendung drastischer Maßnahmen. Neben dem Gesundheitswesen war insbesondere der Arbeitsmarkt durch Verwerfungen aufgrund temporärer Betriebsschließungen gekennzeichnet, worauf mit dem massenhaften Einsatz der Kurzarbeit reagiert wurde. Die deutsche Arbeitsverwaltung er-wies sich als agile Akteurin der Krise, indem sie die sprichwörtliche Explosion der Kurzarbeitergeldanträge in nie dagewesenen Höhen bewältigte und so zum sozialen Frieden beitrug. Vor diesem Hintergrund fragt der Artikel, welche Lehren für einen (planbaren) sozial-ökologischen Umbau daraus gezogen werden können. Dies wird mit den heterogenen und teils verhaltenden Perspektiven zu nachhaltiger Arbeit in europäischen Ländern verknüpft und zum Vorschlag eines modifizierten Transferkurzarbeitergeldes als Instrument einer Just Transition entwickelt. Dieser Vorschlag ist einzubetten in weitere sozialpolitische Reformen zur Absicherung bspw. von Alleinselbstständigen; auch diese Notwendigkeit hat die Pandemie offenbart.


Schlagworte: nachhaltige Arbeit, sozial-ökologische Transformation, Transferkurzarbeitergeld, öffentliche Arbeitsverwaltung, Bedingungsloses Grundeinkommen, Just Transition

 

Die ideologischen Grundlagen von universeller und exkludierender Solidarität in Österreich

von Andreas Schadauer & Jörg Flecker

Solidarität ist ein, besonders in Zeiten der Krise, gerne aufgegriffenes und eingefordertes Konzept. Auch in den Sozialwissenschaften genießt es eine lange Tradition, blieb aber nichtsdestotrotz ein eher unklarer Begriff um den sich noch viele offene Fragen ranken. Dieser Artikel, aufbauend auf theoretische Literatur, plädiert für ein multidimensionales Verständnis von Solidarität, das Einstellungen bezüglich globalen, institutionellen, gruppenorientierten und unterstützenden Dimensionen von Solidarität gemeinsam berücksichtigt und empirisch erfasst. Dies erlaubt es zwischen zwei zunehmend öffentlich und politisch diskutierten und umkämpften Typen von Solidarität zu unterscheiden: universelle und exkludierende Solidarität. Der Artikel geht weiters der Frage nach, was Präferenzen für diese Typen von Solidarität in der österreichischen (Umfrage-)Bevölkerung befördert, mit einem Schwerpunkt auf den Einfluss von Ideologien. Dieser Ansatz wird empirisch anhand von Umfragedaten und multiplen linearen Regressionen getestet, was erlaubt eine bestehende Lücke zwischen empirischer und theoretischer Literatur zu schließen. Darüber hinaus ermöglicht dieser Ansatz, den Zusammenhang zwischen Solidarität und der Wahrnehmung von Gruppenkonstruktionen und Zugehörigkeiten zu thematisieren. Letzteres ist notwendig, um diese beiden Typen von Solidarität und deren ideologische Fundamente miteinander vergleichen und unterscheiden zu können.


Schlagworte: Solidarität, Ideologie, sozialer Zusammenhalt, politische Soziologie

 

Imperiale Lebensweise in der Schulbildung: eine Untersuchung der Gestaltung und Anpassung der hessischen Curricula im Fach Politik/Wirtschaft

von Tom Zimmermann

Die schulische Bildung sozialisiert uns schon als Kinder mit bestimmten Normen und prägt unsere Vorstellungen von der Welt. Der vorliegende Aufsatz nutzt die dualistische Konzeption verschiedener Lebensweisen nach Ulrich Brand und Markus Wissen als Grundlage für die exemplarische Analyse vorliegender Lehrpläne des Fachs Politik/Wirtschaft des Bundeslandes Hessen. Dafür beschreibe ich die aktuelle imperiale Lebensweise nach Brand und Wissen als Definition der Folgen unserer heutigen Externalisierungsgesellschaft sowie die solidarische Lebensweise als die für eine Transformation notwendige Gegenkonzeption. Vor diesem Hintergrund untersuche ich exemplarisch Abschnitte von Curricula für das Fach Politik/Wirtschaft. Dabei stelle ich fest, dass vor allem in der formalen Bildung eher eine imperiale Lebensweise reproduziert und gefestigt wird. Der Vergleich des Lehrplans von 2002 mit dem Kerncurriculum von 2016 zeigt aber auch, dass mittlerweile vermehrt Aspekte einer solidarischen Lebensweise thematisiert werden. Um dies noch weiter forcieren zu können, erläutere ich im Fazit mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung kurz eine Möglichkeit für die Stärkung dieses Trends.


Schlagworte: Analyse von Curricula, Bildung für nachhaltige Entwicklung, imperiale Lebensweise, Politik/Wirtschaft, solidarische Lebensweise