Momentum Quarterly

/ 23. Januar 2025

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“)  Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

 „Keinen Millimeter nach rechts“ – Herbert Grönemeyer und die freiheitliche demokratische Grundordnung

von Niklas Ferch 

Der Beitrag untersucht aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive die gesellschaftspolitischen Motive in den Liedtexten des deutschen Popularmusikers Herbert Grönemeyer. Wie eine Qualitative Inhaltsanalyse seiner Liedtexte zeigt, vertritt Grönemeyer die vom Bundesverfassungsgericht festgestellten Grundpfeiler der freiheitlichen demokratischen Grundordnung – Menschenwürde, Demokratieprinzip und Rechtsstaatsprinzip – in seinen Liedern als schutzwürdige normative Ideale, während er sie bekämpfende Akteur:innen und Tendenzen explizit als Gefahren benennt. In der Gesamtschau zeigt sich, dass Herbert Grönemeyer diese politische Haltung nicht nur in seinen Liedtexten zum Ausdruck bringt, sondern sich durch die vielfältigen Kontexte der Aufführung seiner (politischen) Lieder und deren Rahmung durch politische Statements selbst kontinuierlich als öffentlicher Intellektueller im Sinne Antonio Gramscis in die Zivilgesellschaft einmischt. Damit beteiligt er sich aktiv am Kampf um die öffentliche Meinung und trägt letztlich dazu bei, die Hegemonie der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu sichern.

 

Schlagworte: Kulturelle Hegemonie, Freiheitliche Demokratische Grundordnung, Pluralismus, Herbert Grönemeyer, Populäre Musik 

 

Stadtproteste. Eine gegenhegemoniale Intervention in der neoliberalen Stadt? 

von Petra Kolb

Der vorliegende Beitrag zeigt Ergebnisse der Analyse der Hamburger ‚Recht auf Stadt‘ Bewegung, welche mit der hegemonietheoretischen Diskursanalyse der Essex School (1991) vor einem radikaldemokratischen Hintergrund untersucht wurde. Dies geschah mit der Intention, deren programmatische Struktur aufzuzeigen und diskursive Identität im politischen Raum zu bestimmen, wobei ein ausgewählter Textkorpus der Bewegung aus dem Zeitraum 2017–2021 analysiert wurde. Dadurch konnte die Identität und deren Anordnung im politischen Raum bestimmt werden. Innerhalb des Diskurses werden zahlreiche Forderungen artikuliert, welche auf eine Vertiefung demokratischer Rechte und auf die Handlungsmacht der Bürger*innen in Form von kollektiver Selbstorganisation abzielen. Die Ergebnisse zeigen, wie die ‚Recht auf Stadt‘ Bewegung die aktuelle Ordnung der neoliberalen Stadtplanung infrage stellt und durch ihr programmatisches Profil einen Gegenentwurf zur etablierten hegemonialen Ordnung konstituiert. Auf Basis der Artikulation verschiedener radikaldemokratischer und stadtpolitischer Forderungen werden alternative Modelle im Bereich der Stadtplanung aufgezeigt. Dies geschieht mit dem Ziel, einer gerechten Stadt und dem Recht auf Stadt für alle einen Schritt näher zu kommen.

 

Schlagworte: Stadt, Protest, Recht auf Stadt, radikale Demokratie, Neoliberalisierung 

 

Die Gemeinwohlökonomie als alternatives Wirtschaftsmodell für eine nachhaltigere undgerechtere Zukunft? Eine Untersuchung der Umsetzung in den bayerischen Kommunen Kirchanschöring und Postbauer-Heng 

von Maximilian Kroemer 

Im Jahr 2010 veröffentlichte der österreichische Aktivist Christian Felber sein Konzept einer auf das Gemeinwohl ausgerichteten Wirtschaftsordnung. In Bayern veröffentlichten die Kommunen Kirchanschöring und Postbauer-Heng eine auf Felbers Vorschlag basierende Gemeinwohl-Bilanz. In der vorliegenden Forschungsarbeit wurde die Bilanzierung in Kirchanschöring und Postbauer-Heng auf Basis des Policy-Cycles (Politikwissenschaftliches Phasenmodell zur Analyse politischer Prozesse) hinsichtlich ihrer Umsetzungsstrategien untersucht und der Erfolg der jeweiligen Prozesse bewertet. Dabei wurde festgestellt, dass sich die Abläufe bei der Bilanzerstellung in Kirchanschöring und Postbauer-Heng grundsätzlich ähneln. Als ein zentraler Unterschied wurde die Einbeziehung der politischen Ebene in die jeweiligen Umsetzungsphasen ausgemacht. In beiden Gemeinden konnten Hindernisse auf dem Weg zur Zertifizierung überwunden und Folgemaßnahmen eingeleitet werden, weshalb beide Gemeinwohl Bilanzierungsprojekte als Erfolge zu bewerten sind.


Schlagworte: Gemeinwohlökonomie, Wirtschaftskonzepte, Kommunalpolitik, nachhaltige Entwicklung