MomentumQuarterly

/ 2. Oktober 2018

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, referierte Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge und Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

 

Religiöse Vielfalt in (post-)säkularer Gesellschaft. Umbrüche – Herausforderungen – Lernprozesse

Franz Gmainer-Pranzl

Abstract:

Der Weg zu einer religiös vielfältigen Gesellschaft war in Österreich langwierig und von vielen Schwierigkeiten geprägt, nicht zuletzt von bestimmten religionspolitischen Konstellationen. Die offizielle Anerkennung der Islamischen Glaubensgemeinschaft im Jahr 1979 markiert den Beginn religiöser Pluralität, die in den vergangenen Jahrzehnten noch deutlich zugenommen hat. Ob religiöse Vielfalt einen echten Impuls zur Weiterentwicklung einer offenen Gesellschaft vermitteln kann, hängt allerdings auch vom Verständnis des Begriffs „Religion“ ab, von der vorausgesetzten religionspolitischen Option sowie von konkreten religionstheologischen Modellen, die die Vielfalt von Religionen je anders bewerten. Religionen können gesellschaftliche Lernprozesse initiieren, was zum Beispiel den Umgang mit Fremden oder die Ausbildung eines sozialen Gewissens betrifft. Dieser Lernprozess bedarf allerdings politischer Unterstützung im Bereich der Bildung sowie der Inklusion.

Schlagworte: Religion; Vielfalt; Postsäkularität; Religionspolitik; Offene Gesellschaft

 

Das Unbehagen mit der repräsentativen Demokratie: Demokratievertrauen und Reformwünsche in Österreich

Ines Grössenberg, Markus Pausch

Abstract:

Die österreichische Demokratie ist nach allen relevanten Demokratiemessungen eine der besten der Welt. Auch im zeitlichen Vergleich hat sie sich nach objektiven Kriterien deutlich verbessert. Dennoch zeigt sich seit einigen Jahren, dass die Bevölkerung mit dem Funktionieren der repräsentativen Demokratie in Österreich (wie auch in anderen europäischen Staaten) immer weniger zufrieden ist und der Demokratie insgesamt weniger Vertrauen entgegenbringt. Dieser Artikel analysiert einige der gängigen Erklärungen für den Vertrauensverlust und zeigt die Reformwünsche der Bevölkerung entlang verschiedener soziodemografischer Merkmale auf. Dazu werden Daten aus repräsentativen Umfragen herangezogen, die 2008 und 2016 im Auftrag des Zentrums für Zukunftsstudien der Fachhochschule Salzburg erhoben wurden. Diese Daten werden untereinander und mit anderen Daten aus EU-SILC, dem Eurobarometer sowie Instrumenten zur Demokratiequalität wie dem Freedom House Index oder dem Demokratiebarometer verglichen.

Schlagworte: Demokratie; Demokratiequalität; Demokratievertrauen

 

Wirtschaftspolitische Positionen österreichischer Parteien im historischen Verlauf: Die Ausgestaltung österreichischer Parteiprogrammatiken hinsichtlich neoliberalen Gedankenguts

Christian Grimm

Abstract:

Diese Arbeit analysiert die Grundsatzprogramme der einflussreichsten österreichischen Parteien (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne) vor dem Hintergrund einer historisch gewachsenen Hegemonie des Neoliberalismus. Mittels einer vergleichenden Längsschnittanalyse wird der Einfluss der neoliberalen Wende in den späten 1970ern auf die Inhalte der Programmatiken identifiziert. Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass die aktuellen Programme aller vier Parteien neoliberalen Standpunkten näherstehen als ihre analysierten Vorgängerschriften. Gleichwohl konnten Variierungen bei der Intensität der Annäherung nachgewiesen werden.

Schlagworte: Österreichische Parteiprogrammatiken; marktliberale Prinzipien; Neoliberalismus; Wirkungsmacht ökonomischer Theorien

 

Die wertbasierte Handelspolitik der EU: eine Analyse der Kapitel zu Handel und Nachhaltigkeit von CETA

Andreas Lichtenberger, Kenya Price, Marce Spinner

Abstract:

Der Beschluss von CETA repräsentiert eine neue Entwicklung im Bereich der Freihandelsabkommen. Basierend auf der „Trade for All“ Agenda der Europäischen Kommission soll durch entsprechende Handelspolitik die Erreichung der UN-Ziele zu nachhaltiger Entwicklung befördert werden. Inwiefern die Einbindung von nachhaltiger Entwicklung in CETAs „Trade and Sustainable Development“-Kapitel erfolgt ist, soll Teil dieses Beitrags sein. Im methodologischen Forschungsrahmen des kritischen Realismus werden Ansätze struktureller und diskursiver Selektivität herangezogen, zuzüglich Beispiele aus dem Feld der Landwirtschaft, um CETA auf seinen nachhaltigkeitsfördernden oder -beschränkenden Charakter zu analysieren. Zu den Ergebnissen zählen potentiell schützende Elemente wie die Integration des Vorsorge-Prinzips, des Rechts auf Regulierung und eines Streitschlichtungsmechanismus, welcher zudem die Zivilgesellschaft sowie unabhängige Experten einbindet. Obwohl Regulierungen im Zusammenhang der nachhaltigen Entwicklung als umfassende und verbindliche Vorschriften beschrieben werden, lassen ihre Formulierungen viel Spielraum und adressieren keine klaren Sanktionen im Falle gesetzlicher Übertretungen.

Schlagworte: Handelspolitik; nachhaltige Entwicklung; CETA