MomentumQuarterly

/ 25. Januar 2019

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, referierte Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

 

Auf dem Weg zu einer Post-Neoliberalen Sozialpolitik? Sozialinvestition versus Capability-Ansatz

Francesco Laruffa

Abstract:

Spätestens seit dem Anfang der Finanzkrise im Jahre 2008 verliert der Neoliberalismus an Legitimität – was die Möglichkeit eröffnet eine progressive Alternative zu entwickeln. In akademischen Debatten im Bereich der Sozialpolitik bietet die Sozialinvestition jetzt die normative Orientierung für die Entwicklung einer post-neoliberalen Sozialpolitik. Der Artikel stellt die Gültigkeit von folgenden zwei Argumenten in Frage: dass die Sozialinvestition eine Alternative zu Neoliberalismus darstellt und, dass sie auf einer Neuformulierung der sozialpolitischen Ziele basiert, die Amartya Sens Capability-Ansatz verfolgt. Während sich die Sozialinvestition vom Rückzug des Wohlfahrtstaats auf der Ebene der Policy-Vorschläge unterscheidet, sind die normativen und epistemologischen Grundannahmen der Sozialinvestition zum Großteil die gleichen wie die vom Neoliberalismus und stehen im Gegensatz zum Capability Ansatz. Dies hat auch konkrete Folgen für die Formulierung und Implementierung von Sozialpolitik.

Schlagworte: Sozialinvestition; Neoliberalismus; Capability-Ansatz; Ökonomisierung; De-politisierung

 

Der Better-Life-Index Jugend: Was kann er für eine evidenzbasierte Jugendpolitik leisten?

Kathrin Gärtner, Ivo Ponocny

Abstract:

Im Rahmen des 7. Berichts zur Lage der Jugend in Österreich wurde unter Einbeziehung der Zielgruppe und von Expert/innen ein Index zur Lebensqualität von jungen Menschen entwickelt, berechnet und vorgestellt, der Better-Life-Index Jugend. Dabei handelt es sich um einen Summenindex basierend auf der Erhebung EU- SILC 2013, der aus zehn Subindizes zu den Lebensbereichen materielle Lebensbedingungen, Arbeit, Gesundheit, Bildung, soziale Beziehungen, Freizeit, Sicherheit, Qualität der gesellschaftlichen Organisation, Wohnen und subjektives Wohlbefinden besteht und sich vor allem dazu eignet, Gruppenunterschiede bezüglich verschiedener Lebensbereiche zu analysieren und Risikogruppen zu identifizieren. So zeigt sich beispielsweise, dass Jugendliche auf dem Land in fast allen Lebensbereichen höhere Werte aufweisen als Jugendliche in der Stadt. Was der Index aufgrund seiner Konstruktionsweise jedoch nicht leisten kann, ist ein Vergleich verschiedener Lebensbereiche, das Aufzeigen einer Entwicklung über die Zeit oder ein Vergleich mit anderen Ländern. Für solche Zwecke müsste ein entsprechender Index ganz oder zumindest teilweise auf Grundlage anderer Datenquellen aufgebaut werden.

Schlagworte: Jugend; Lebensqualität; zusammengesetzte Indikatoren; Politik

 

Der Riot als Vorbote und Symptom einer Krise: Zu den Ausschreitungen während des G20-Gipfels 2017 in Hamburg

Sarah Uhlmann

Abstract:

Während des G20-Gipfels in Hamburg kam es zu immensen Ausschreitungen, die zahlreiche Diskussionen in der Presse nach sich zogen. In diesen stand häufig die Straffälligkeit der RandaliererInnen im Vordergrund. Eine weitergehende politische oder wissenschaftliche Einordnung der Geschehnisse suchte man vergebens. Dieses Defizit ist auch dem Umstand geschuldet, dass die hiesige Soziale Bewegungs- und Protestforschung kaum Forschungsansätze zur Analyse von Ausschreitungen anbietet. Der vorliegende Artikel versteht Riots als ein gesellschaftliches Phänomen und bemüht sich daher um ein tiefergehendes Verständnis, indem sowohl ideelle und psychosoziale als auch sozialstrukturelle Ursachen beleuchtet werden. Die Ausschreitungen werden mithilfe von politökonomischen Arbeiten wie die von Joshua Clover als ein Krisenphänomen gedeutet, wobei sich die Eruption selbst nur aus einer relationalen Perspektive begreifen lässt. Das Ausmaß in Hamburg war nur möglich, weil die heterogenen Protestgruppierungen beim Anblick der geteilten Gegnerschaft zur Polizei eine Koalition bildeten, in der die üblichen Grenzen zwischen den unterschiedlichen politischen Spektren aber auch sozialen Schichten kurzzeitig aufgehoben wurden und so eine schwer kontrollierbare Protestmasse entstand.

Schlagworte: G20; Hamburg; Ausschreitungen; Protestbewegung; politische Ökonomie

 

Zur Aktualität kritisch-theoretischen Denkens für die neue Lehramtsausbildung in Österreich: Ein diversitätssensibler Entwurf inklusiver Migrationspädagogik

Manfred Oberlechner

Abstract:

Pierre Bourdieus Konzeption von Bildung bzw. sein Konzept einer „reflexiven Soziologie“, Paul Mecherils disziplinäre Definition von Migrationspädagogik sowie theoretische Positionen zum Thema Inklusion und Intersektionalität bilden die theoretischen Grundlagen einer Argumentationslinie, welche notwendige Anforderungen für eine inklusive und intersektionale Migrationspädagogik als ein wesentliches Element der österreichischen LehrerInnenbildung definiert. Diesbezüglich werden demands für den Bereich Migrationspädagogik definiert betreffend curricularer Inhalte, hochschuldidaktischer Prozesse, die Personenebene und Hochschulorganisation als Ganzes. Darüber hinausgehend erfolgen die Weiterentwicklung der Migrationspädagogik mit Blick auf Inklusions- und Intersektionalitätskonzepte sowie Überlegungen zur Reflexivität in der LehrerInnenbildung bzw. zu Pädagogischer Professionalität und Reflexiver Pädagogik, die an die Kritische Theorie anschließen.

Schlagworte: Österreichische Lehramtsausbildung; Migrationspädagogik; Inklusion; Intersektionalität; Diversität; Reflexiver Habitus; Kritische Theorie