MomentumQuarterly

/ 3. Oktober 2019

 

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“)  Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

 

Privilegierung und Ausgrenzung in Bildungsprozessen: Soziale Ungleichheit im Lehramt beforschen

Katarina Froebus, Susanne Kink-Hampersberger und Veronika Wöhrer

Abstract:

Dieser Beitrag stellt ein Forschungsprojekt vor, in dem gemeinsam mit Studierenden soziale Ungleichheit in Schule und Universität beforscht wird. Die Auseinandersetzung mit der Reproduktion sozialer Ungleichheit in Bildungsinstitutionen dient dazu, Habitusreflexivität zu entwickeln und das eigene Handeln als Lehrende hinterfragen und reflektieren zu können. Die Mechanismen der Privilegierung und Ausgrenzung in Bildungsprozessen werden sowohl auf der Ebene der eigenen Erfahrungen als auch in Auseinandersetzung mit Theorien zu sozialer Ungleichheit zugänglich gemacht und in eigene Forschung übersetzt. Im Fokus des vorliegenden Beitrags stehen entsprechend Erfahrungen der Studierenden mit Kategorien sozialer Differenzierung und die Frage danach, wie ausgehend von der Einsicht in die strukturelle Dimension sozialer Ungleichheit Reflexionsprozesse angestoßen werden können.

Schlagworte: Habitusreflexivität; Soziale Ungleichheit; Lehramt

 

Class Matters: Philanthropie US-amerikanischer Haushalte

Selim Banabak, Tamara Premrov, Eva Six und Sarah Beran

Abstract:

Das vorliegende Papier untersucht die Determinanten des Spendenverhaltens von US-amerikanischen Haushalten in Hinblick auf die Spendenbeteiligung und Spendenhöhe. Die Analyse basiert auf amerikanischen Umfragedaten des Survey of Consumer Finance (SCF) des Jahres 2016. Die Ergebnisse bestätigen, dass Haushalte am unteren Ende der Verteilung einen größeren Teil ihres Einkommens und Vermögens als reiche Haushalte spenden. Dennoch sind die absoluten Spendenbeträge von wohlhabenden Haushalten und Haushalten mit hohen Einkommen am höchsten, wodurch sich der Umstand ergibt, dass deren relative Belastung zwar geringer ist, sie allerdings größeren Einfluss auf das Angebot von sozialen, kulturellen und bildungspolitischen Leistungen haben. Erstmalig betrachten wir das Spendenverhalten entlang von ökonomischen Klassen. Obwohl kapitalbesitzende Haushalte nur 11 % aller Haushalte ausmachen, erbringen sie 67 % des Spendenvolumens. Darüber hinaus wird auch hier deutlich, dass lohnabhängige Haushalte einen niedrigeren Anteil ihres Einkommens für karitative Zwecke aufwenden, jedoch einen höheren Anteil ihres Vermögens.

Schlagworte: Philanthropie; Spenden; Altruismus; SCF

 

Aufkommender Elitismus auf Facebook: Eine Untersuchung Sozialer Abgrenzung bei jungen Leuten

Milan Glatzer

Abstract:

Die vorliegende Untersuchung präsentiert eine empirische Untersuchung zu Geschmackspraktiken junger Menschen auf Facebook. Dies beinhaltet eine Untersuchung von Pierre Bourdieus These zur sozialen Abgrenzung, dargelegt in seinem Buch Die Feinen Unterschiede und dessen Anwendbarkeit in der heutigen Zeit. Es wird argumentiert, dass eine kantische Ästhetik als Leitprinzip für Praktiken „legitimen“ Geschmacks fungiert und damit Mechanismen der sozialen Distinktion im Bourdieusi'schen Sinne bestätigt. Das Papier argumentiert weiter, dass das Prinzip der kantischen Ästhetik insbesondere für die Darstellung kosmopolitischer Ästhetik unter jungen, gut ausgebildeten Menschen auf Facebook gilt. Auf diese Weise wird argumentiert, dass während der Feldbeobachtung Mechanismen der Legitimität, Konvertierbarkeit und Dominanz identifiziert wurden, welche die Zeitgenossenschaft des kulturellen Kapitals in einem digitalen Feld und Bourdieus These der sozialen Distinktion unterstützen.

Schlagworte: soziale Abgrenzung; kantische Ästhetik; kulturelles Kapital; kosmopolitischer Geschmack

 

Deutungsrahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik: ein deutsch-österreichischer Vergleich von diskursiven Frames aus Anlass von 50 Jahren Arbeits(markt)förderungsgesetz

Markus Griesser

Abstract:

Mit dem Arbeitsmarktförderungsgesetz (AMFG) bzw. dem Arbeitsförderungsgesetz (AFG) wurde Ende der 1960er-Jahre in Österreich und Deutschland unter vergleichbaren ökonomischen Ausgangsbedingungen ein weitreichender Policy-Wandel im Politikfeld staatlicher Arbeitsmarktpolitik vollzogen. Die Art und Weise, wie dies geschah, war dabei zentral vom schwedischen Modell einer aktiven Arbeitsmarktpolitik geprägt, das als Beispiel guter Praxis von internationalen Organisationen wie insbesondere der OECD propagiert wurde. Der vorliegende Artikel untersucht die diskursiven Deutungsrahmen, die mit den Reformen im politischen Diskurs der beiden Länder verbunden waren. Dadurch soll es gelingen, in international vergleichender Perspektive einen Beitrag zu einem vertieften Verständnis von Policy-Wandel zu leisten.

Schlagworte: Aktive Arbeitsmarktpolitik; Kritische Diskursanalyse; Interpretative Policy-Analyse; Keynesianischer Wohlfahrtsstaat; Historische Sozialforschung