MomentumQuarterly

/ 5. Oktober 2020

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“) Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

Neokolonialismus in der globalisierten Ökonomie des 21. Jahrhunderts - Ein Überblick

Aram Ziai

Abstract:

Auf der Grundlage von Kwame Nkrumahs Definition von Neokolonialismus untersucht der Beitrag Praktiken in der globalisierten Ökonomie aus den Bereichen Verschuldung, Strukturanpassung, Entwicklungszusammenarbeit und Landwirtschaft sowie die zentralen Institutionen der globalen politischen Ökonomie (Weltbank, IWF, WTO). Er kommt zu dem Schluss, dass die Kontrolle der Wirtschaft durch ausländische Akteure in der heutigen Wirtschaft ein häufig auftretendes Phänomen ist. Diese Akteure sind aber nicht notwendigerweise identisch mit früheren Kolonialmächten.

Schlagworte: Neokolonialismus, Imperialismus, Verschuldung, Strukturanpassung, Entwicklungszusammenarbeit, Land Grabbing

Kritische Analyse des Einflusses eines Migrationshintergrundes auf das Anlageverhalten in ausgewählten Kategorien

Philippe Krahnhof, Eric Frère, Alexander Zureck

Abstract:

Der vorliegende wissenschaftliche Beitrag analysiert das Anlageverhalten von Personen mit1 und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. Es werden Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in den Kategorien Beratung in finanziellen Angelegenheiten, Finanzprodukte, Anlageziele sowie Wertentwicklung untersucht. Die Auswertung basiert auf einem Datensatz vom isf Institute for Strategic Finance an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Essen aus dem Jahre 2019. Der standardisierte Fragebogen umfasste rund 36 Fragen. Bei der Onlinebefragung haben Personen im Alter von 18 bis 56 Jahren teilgenommen. Zur Auswertung wurden vor allem deskriptive statistische Verfahren herangezogen. Die Studie kann einerseits die Forschungsergebnisse aus dem vergangenen Jahr untermauern, andererseits konnten in der Rubrik Finanzprodukte neue Erkenntnisse gewonnen werden. Während bei der Rubrik Beratung in finanziellen Angelegenheiten starke Übereinstimmungen zu verzeichnen sind, unterscheiden sich vor allem die Anlageziele sowie die selektierten Assets zwischen Personen in Deutschland mit und ohne Migrationshintergrund im Betrachtungszeitraum 2019.

Schlagworte: Migrationshintergrund, Anlageverhalten, Wertentwicklung, Finanzberatung

Zum Verhältnis von Texten, Bildern und Illustrationen in der Konstruktion von Subjektpositionen am Beispiel des (bewusst) Konsumierenden

Michael Brandmayr

Abstract:

Dieser Beitrag stellt anhand eines Beispiels dar, wie die Subjektpositionen des „bewussten Konsumierenden“ in Grafiken und Bildern konstituiert und dem Betrachtenden vermittelt werden. Dazu wird das Bild Your Own Personal Slaves von Daniel Garcia mit der Drei-Schritt-Methode nach Panofsky analysiert. Der ikonologische Gehalt des Bildes wird im Hauptteil des Textes interpretiert. Die These lautet dabei, dass auch in der gegenwärtigen Akzentuierung von bewussten Konsumpraktiken die bereits bei Veblen bemerkte Funktion des Konsums, Disktinktion herzustellen, nachgewiesen werden kann. Nicht nur entspricht die Fokussierung einer nachhaltigen, bewussten Konsumweise stärker der Konsumpraxis mittlerer und oberer Schichten und ihren finanziellen Möglichkeiten; die Positionierung dieser Praxis als moralisch höher stehend und objektiv vernünftig liefert Gründe, ein abweichendes Verhalten als rückständig zu klassifizieren und abzuwerten. Anhand dieses Beispiels sollen im letzten Teil des Artikels zwei Thesen diskutiert werden, die argumentieren, dass Bilder gegenüber Texten über eine bestimmte Einzigartigkeit bei der Konstruktion von Subjektivität verfügen.

Schlagworte: Subjektivierung, Bildanalyse, Klassismus, Konsum

Eigentum und Miete: Finanzielle Belastung durch Wohnkosten in Österreich

Wilfried Altzinger, Emanuel List

Abstract:

Die vorliegende Studie präsentiert eine empirische Analyse zu den Wohnkosten österreichischer Haushalte und deren unterschiedliche Belastung für WohnungseigentümerInnen und MieterInnen. EigenheimbesitzerInnen haben im Durchschnitt deutlich höhere Einkommen als Haushalte, die ihren Hauptwohnsitz mieten. Zusätzlich fallen für WohnungseigentümerInnen die Wohnkosten auch absolut niedriger aus, selbst wenn noch ein laufender Kredit abbezahlt wird. Somit ist die relative Wohnkostenbelastung als Anteil am verfügbaren Einkommen für WohnungseigentümerInnen wesentlich geringer als jene für MieterInnen. Folglich führt die Berücksichtigung der Wohnkosten zu einer erhöhten Ungleichheit der (nach Abzug der Wohnkosten) verbleibenden verfügbaren Einkommen. Die Daten zeigen weiters, dass geförderte MieterInnen eine vergleichsweise geringere Wohnkostenbelastung aufweisen als nicht geförderte MieterInnen, und unterstreichen somit die verteilungspolitische Wirksamkeit dieser Politik. Dieser Befund wird auch durch ökonometrische Analysen bestätigt, wobei sich hier zeigt, dass vor allem für junge Haushalte, Singles und Alleinerziehende die Wohnkosten eine deutlich überdurchschnittliche Belastung darstellen. Wohnungspolitische Maßnahmen, die die Belastungen für jene Haushalte senken sollen, die am stärksten von hohen Aufwendungen für das Wohnen betroffen sind, sollten somit in erster Linie bei einer Entlastung von MieterInnen ansetzen.

Schlagworte: Wohnkosten, Ungleichheit, Einkommensverteilung