MomentumQuarterly

/ 30. Dezember 2020

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“) Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

Dualisierung und Solidarität in Europas Arbeitswelt: Eine Hierarchische Perspektive

Arthur Corazza

Abstract:

Im Kontext Europas „Zeitalter der Dualisierung“ impliziert die polit-ökonomische Insider-Outsider-Theorie, dass strategische, rationale Intentionen solidarischer Vertretung zugrunde liegen. Gleichzeitig belegen jedoch Fallstudien, dass in erster Linie die Ressourcen von Sozialpartnern für deren Präferenzen, Strategien und letztlich Ergebnisse ausschlaggebend sind. Vor diesem Hintergrund untersucht der Forschungsbericht die Umstände, unter denen die Vertretung und Partizipation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf Unternehmensebene effektiv subjektive Verunsicherung eindämmt. Ein gemischter Ansatz analysiert anhand Generalized Linear Mixed Models europäische Erhebungsdaten zu den EU-28 Mitgliedsstaaten und ergänzt die Ergebnisse mit einer kritischen Fallstudie zu Italien. Die resultierenden Ländercluster stützen die Ressourcen-basierte These, insbesondere bezüglich institutioneller und organisatorischer Parameter, wohingegen die Rational Choice-These aus komparativer Sicht unzureichend von den Daten untermauert ist. Mittels der hierarchischen Perspektive untersucht die Studie eine Prämisse der Dualisierungsthese und trägt somit zur Erforschung der Varianten von Ungleichheiten am Arbeitsplatz bei, wodurch Arbeitsbeziehungen in ihren polit-ökonomischen Kontext eingebettet untersucht werden.
 

Schlagworte: Dualisierung, atypische Arbeit, subjektive Unsicherheit, Industrielle Beziehungen, Politische Ökonomie

Un-/hörbar und un-/sichtbar: Rassismuskritische Überlegungen zur universitären Lehramts(aus)bildung und den Möglichkeiten zur Anerkennung vielfältiger Perspektiven

Tatjana Kasatschenko, Olga Zitzelsberger

Abstract:

Der folgende Beitrag skizziert ein rassismuskritisches Bildungsprojekt zur Sensibilisierung (angehender) Pädagog*innen und Lehrkräfte an der Institution Hochschule und die damit verbundenen theoretischen und vorausgehenden Überlegungen. Der partizipativen Projektstruktur gehen Fragen nach der Un-/Hörbarkeit und Un-/Sichtbarkeit vielfältiger und oftmals marginalisierter gesellschaftlicher Positionierungen voraus. Erste Erfahrungen in Hinblick auf die Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen geben auf mehreren Ebenen Einblicke in das erste Jahr eines Projekts im Feld pädagogischer Professionalisierung.

Schlagworte: Rassismus, Lehramtsausbildung, Ungleichheit, pädagogische Professionalisierung, Hochschule

Die schrei(b)ende Kaste: Formen des Widerspruchs in Faustina Bamas Sangati

Gernot Rohrmoser

Abstract:

Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit dalitisch-feministischer Prosa. Anhand einer Analyse von Bamas Roman Sangati wird versucht, die in den Geschichten, Dialogen und Reflexionen transportierten und kodierten gesellschaftskritischen und dalit-feministischen Aspekte herauszuarbeiten. Darüber hinaus zeigt diese Auseinandersetzung auf, welche konkreten Formen des Widerspruchs die porträtierten Frauen entwickeln. Widerspruch manifestiert sich etwa im Durchbrechen und in der Infragestellung kultureller und sozialer Normen, dem Streben nach ökonomischer und sozialer Unabhängigkeit, der positiven Transformation diskriminierender Identitätszuschreibungen und letztendlich in der Sichtbarmachung einer authentischen (dalit-weiblichen) Stimme. Abschließend wird demonstriert, wie die herausgearbeiteten Aspekte in einem erweiterten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Rahmen Anknüpfungspunkte für politische und soziale Agitation liefern könnten.

Schlagworte: Sangati, Dalit-Feminismus, Kastendiskriminierung, Emanzipationsstrategien

Von der Modern Monetary Theory zur Forderung einer Jobgarantie

Maurice Höfgen, Dirk Ehnts

Abstract:

Analytischer Ausgangspunkt der MMT ist die Tatsache, dass der Staat das Währungsmonopol besitzt. Dieses ermöglicht ihm, die zur Erfüllung der staatlichen Aufgaben benötigten Ressourcen aus dem Privatsektor zu mobilisieren. Über die Höhe der Staatsausgaben und die Höhe der Steuern entscheidet der Staat über das Ausmaß der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit. Daraus lässt sich die Forderung nach einer staatlichen universellen Jobgarantie herleiten. Die ökonomischen Implikationen der Jobgarantie betreffen unter anderem die Konjunktursteuerung, die Preisstabilität, die Kaufkraft der Währung sowie die Außenwirtschaft. Die sozial-gesellschaftlichen Implikationen beziehen sich auf die sozialen und psychologischen Kosten, die mit unfreiwilliger Arbeitslosigkeit assoziiert werden, die Wirkungen auf die Arbeitsbedingungen im privaten Arbeitsmarkt, auf die mögliche Korrektur der Kräfteverteilungen zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen sowie auf demokratierelevante Aspekte.

Schlagworte: Modern Monetary Theory, Jobgarantie, Fiskalpolitik, Arbeitsmarkt